Sprachnachricht = Panikattacke !
…dann taucht dieser Satz auf meinem Display auf…. XY hat dir eine Sprachnachricht geschickt und in mir steigt die Panik!
Ich habe länger darüber nachgedacht, ob ich diesen Beitrag wirklich verfassen sollte.
Warum?
Weil ich mich verwundbar mache, allerdings kann sich ein für mich inakzeptables nun etabliertes neu Verhalten dieser Gesellschaft nicht verändern, wenn man nicht den Mut hat darüber zu sprechen oder in meinem Fall eben Schreiben.
Fange ich mal vorne an,
Ich habe bis vor knapp einem Jahr selber noch unbedacht Sprachnachrichten versendet.
Dann kam mein Break und somit mein Umdenken.
Für mich sind Sprachnachrichten seit dem purer Stress, sie lösen in mir tiefe Angst und bis hin zu Panikattacken aus.
Ich habe mich zuerst dafür geschämt,
habe versucht weiter zu funktionieren… das ging dann soweit,
dass ich echt Stress mit Menschen bekommen habe.
Warum?
Weil diese Menschen, obwohl ich mehrfach darum gebeten habe es zu unterlassen,
mir dennoch Sprachnachrichten geschickt haben.
Ich war allerdings selbst auch vollkommen mit der Situation überfordert und es viel mir mehr als schwer,
diese neue Situation und die damit einhergehende Veränderung zu verstehen und damit umzugehen.
Jetzt magst du dich vielleicht fragen,
warum schafft sowas wie eine simple Sprachnachricht,
so eine heftige Reaktion zu erzeugen?
Dass kann ich dir ganz leicht erläutern.
Ich bin ein hoch empfindsamer Mensch, wenn ich meine Schutzmechanismen nicht hochgefahren habe.
Diese Mechanismen habe ich mir über die vielen Jahre hart erarbeitet, da ich oft überreizt war von all den Eindrücken.
Allerdings kostet es mich auch viel Kraft, wenn ich nun raus gehe da ich diese Schutzschilde einfach hochfahren muss zum Selbstschutz und zum Schutz meines Umfeldes, denn es ist niemandem geholfen, wenn ich durch Überflutung meines Ich´s, es an andern rauslasse.
Wir haben ein gewisses Pensum, an möglichen zwischenmenschlichen Interaktionen am Tag.
Dieses ist bei jedem Menschen unterschiedlich, so wie natürlich auch Tagesform abhängig.
Die Regeneration jenes Pensum, kann je nach Ereignissen auch mal länger dauern.
Und nun kommen wir zum Knackpunkt!
Stell dir folgende Situation vor
Du bist gestresst und müde, einiges lief schief am Tag und dann trudelt auf irgendeinem der Kommunikationskanäle eine Sprachnachricht ein und du hörst sie an.
Ohne Vorwarnung, erreicht dich die nicht positiven Gefühle deines Gegenüber und reißt dich mit runter.
Dir werden Vorwürfe gemacht etc. und dieser Mensch bekommt dann eine gepfefferte Antwort zurück inkl. aller angestauten Gefühle des Tages die dein gegenüber gar nicht Verschuldet hat.
So… und nun?
Ja, man kann sagen, es gibt doch aber keine Vorwarnung wenn ich dich nun anrufen würde.
Das stimmt, allerdings kann ich bei einem Telefonat ganz anders sofort reagieren.
Ich kann ran gehen und direkt sagen ist gerade schlecht, ist es sehr wichtig?
Ich habe keine gute Laune… kann es evtl. warten oder brauchst du mich jetzt ?
Dies ist nur eine Möglichkeit, natürlich können in Sprachnachrichten auch positive Dinge drinnen sein, doch was ist wenn ich mich gerade nicht mit dir freuen kann, weil ich evtl die Kündigung erhalten habe und in mir gefangen bin?
Ich habe mittlerweile einen Weg für mich gefunden, mit diesen Dingen umzugehen und sie nach außen zu Kommunizieren.
Ich schreibe prinzipiell, wenn ich mit einer Person sprechen möchte kann ich telefonieren.
Bekomme ich ungefragt eine Sprachnachricht von einem fremden Menschen, so erkläre ich es deutlich, dass ich diese nicht anhören werde da dies mich in Angst/Panik-Setzen kann und bitte in Zukunft dies zu unterlassen.
Bekomme ich von einem Bekannten/Freund eine Sprachnachricht, so weise ich nochmals auf mein Problem hin und mittlerweile bin ich auch soweit das z.b. „mein Bruder“ wenn dieser mir welche schickt, ich ihm sage ich habe heute keine Kraft dafür und wir uns aufs schreiben beschränken,
Ebenso gibt es Vereinbarungen, um z.b. Shootings zu klären etc. dass ich eine Sprachnachricht schicke allerdings eine schriftliche Antwort bekomme.
Kommunikation und Offenheit ist der Schlüssel
Wenn ich mich im Internet mit einem mir fremden Menschen schreibe und merke
„ok, das ist nun eine menge zu Tippen, da bräuchte es die Betonung mancher Worte, da es sonst auch falsch verstanden werden könne etc.“
DANN frage ich mein gegenüber einfach, ob für diesen Menschen eine Sprachnachricht in Ordnung wäre und erläutere im selben Moment, mein eigenes Problem mit den Sprachnachrichten.
Dieser dann sehr offene Umgang, hat mir erstaunliche Reaktionen gebracht.
Meist Verständnis ( ich hab halt die für mich schönste Community, für die ich sehr dankbar bin)
und ebenso Dankbarkeit, dass ich mein gegenüber mit soviel Respekt behandle, wie ich es auch für mich erwarte
denn die wenigsten machen sich Gedanken über so was ( nicht negativ gemeint ), für neurodivergente Menschen, wie mich und tausende andere sind es solch „kleine Dinge“ die das Leben einfacher machen und unsere Ressourcen schonen.